1886Ventures: In Zukunft fressen die schnellen Fische die Langsamen. Nicht mehr die Großen die Kleinen

 

 

Wir haben mit Ralf Glaser, Chief Marketing & Chief Communication Officer von 1886Ventures gesprochen.

 

 

Erzählt uns was zu eurer Firmengeschichte. Woher kommt 1886Ventures?

Unsere Organisation 1886Ventures wurde im Jahr 2007 gegründet und hat seine Wurzeln als Mercedes-Benz Innovationsbereich Lab1886. Dort waren wir für verschiedene Innovationen verantwortlich. Die bekanntesten sind sicherlich Car2Go, moovel, Mercedes me, Startup AUTOBAHN oder auch Daimler Remanufacturing – sprich, die Aufbearbeitung und Wiederverwendung von Ersatzteilen. Allein dieses Geschäftsmodell generiert heute einen dreistelligen Millionenumsatz. Besonders interessant war auch unsere Kooperation mit dem Lufttaxi-Pionier Volocopter.

 

Wir blicken also auf 14 Jahre Corporate Innovation. Im Laufe dieser Zeit haben wir sehr genau analysiert, warum Corporate Innovation bis zu einem bestimmten Punt sehr gut funktioniert und warum es ab einem bestimmten Punkt nicht mehr funktioniert.

 

Um mehr Geschwindigkeit und damit Wettbewerbsfähigkeit in unsere Projekte und Ausgründungen zu bekommen, haben wir selbst uns im Dezember 2020 von Mercedes-Benz ausgegründet und entwickeln seither, als offene Innovationsplattform, nachhaltige und digitalgetriebene Geschäftsmodelle im Industrieumfeld.

 

 

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Was macht 1886Ventures besonders?

Das Besondere an 1886Ventures ist zum einen unser Innovationshintergrund aus der Industrie mit unseren Expertinnen und Experten, zum anderen unser Unternehmergeist durch den Aufbau von drei eigenen Firmen in den letzten zwölf Monaten und last, but not least unser Digital Know-how durch unseren starken Partner GFT Technologie SE.

 

Wir wissen also, wie Innovationen in großen Organisationen nicht funktionieren und was man tun muss, um Erfolge zu erzielen. Hier sehen wir, dass es gerade in der Industrie einen großen Bedarf an unseren Erfahrungen gibt.

 

Für uns ist wichtig, dass wir bei unseren Klienten nicht Folien malen, sondern immer wieder direkt auf unser eigenes Portfolio, also auf die Praxis, verweisen können. Das Portfolio umfasst Projekte, Initiativen und Firmen in den Wachstumsfeldern:

Wasserstofftechnologie, Kreislaufwirtschaft, Datenkonnektivität, digitales Auto-Abo sowie Software-Produkte.

 

Diese Mischung verleiht uns eine einzigartige Glaubwürdigkeit.

 

 

 

Aus eurer eigenen Erfahrung. Welche Hürden gibt es für StartUp-Ausgründungen in großen Unternehmen?

Aufgrund Basis unserer Erfahrung gibt es hier vier Kern-Herausforderungen für sogenannte Corporate StartUps:

 

 

Prozesse:

Alle großen und mittleren Organisationen benötigen definierte Prozesse, um einen funktionierenden Betrieb gewährleisten zu können. StartUps bewegen sich in einem unglaublich dynamischen Umfeld, mit schnellen Produkt- oder Services Entwicklungen, neuen Kunden und Märkten und einer schnell wachsenden Organisation. Schlanke Prozesse und eine Unternehmenskultur, welche von hoher Eigenverantwortung und schnellen Entscheidungen geprägt ist, sind absolute Grundvoraussetzungen, um erfolgreich sein zu können. Bis es überhaupt zu einer Ausgründung kommt, vergehen im Konzern gern mal 9-12 Monate, weil alle Abteilungen – wie HR, Legal, M&A etc. – mit einbezogen werden müssen.

 

 

Unternehmertum:

StartUps benötigen Unternehmer als Führungskräfte. Diese brauchen Anteile als Grundvoraussetzung, um sie langfristig zu binden. Die Menschen im Team sollen ein persönliches Interesse am Erfolg haben – das wollen auch die Investoren sehen. In Corporate Start-ups werden allerdings viel zu oft Konzern-Manager eingesetzt.

 

 

Externes Kapital:

Konzerne sind, wenn es um Investitionen abseits des Kerngeschäfts geht, oft risikoavers. Das bedeutet oftmals, dass ihr Start-up nicht die notwendigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung hat, um schnell wachsen zu können. Auf der anderen Seite haben Investoren kein Interesse an Corporate-StartUps. Das liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass Entscheidungen oft viel zu langsam erfolgen und langwierig abgestimmt werden müssen. Außerdem möchten die Konzerne meist zu viele Anteile behalten.

 

 

IT-Kompetenz & Software-Kompetenz:

Wenn diese in einem Industrieunternehmen vorhanden sind, werden sie oft hauptsächlich dem Kerngeschäft zugeführt. Für die meisten StartUps ist aber eine starke Digitalkompetenz notwendig. Diese Skills müssen im StartUp selbst liegen oder zumindest als Asset schnell verfügbar gemacht werden können.

 

 

 

Was ist neben Kapital die größte Herausforderung für StartUps?

Das Produkt und das Team müssen gut sein, aber das Netzwerk zu Investoren, in die Industrie und Kunden ist sehr wichtig. Gründerinnen und Gründer ohne das entsprechende Netzwerk haben es sehr schwer.

 

 

 

Wie wählt ihr bei 1886Ventures eure StartUps aus?

Bei unserer Ausgründung im Dezember 2020 haben wir zehn Projekte inkl. Prototypen und IP´s in die neue Gesellschaft 1886Ventures transferiert. In den ersten Monaten haben wir uns dann noch einmal sehr genau angeschaut, auf welche Projekte wir uns konzentrieren wollen.

 

Zusätzlich zu den klassischen Themen wie Markt, Marktentwicklung und Kunden haben wir gezielt mit Investoren gesprochen. Investoren haben ein sehr feines Gespür, wenn es um das Potenzial von Ideen oder Geschäftsmodellen geht. Aus diesem Grund gibt es bei uns auch das intern bekannte Motto „Stop act like a founder, start think like an investor.“

 

Im zweiten Schritt haben wir uns angesehen, ob und wie die entsprechenden Geschäftsmodelle weiterentwickelt werden können. Zum Beispiel über offene Plattformen, Abo-Modelle oder als White Label Lösung.  Am Ende sind die fünf Themen übriggeblieben, welche aus unserer Sicht das meiste Potenzial besitzen.

 

 

 

Welche Tipps würdet ihr bei 1886Ventures jedem StartUp mitgeben?

Bei der Entwicklung und Gründung von neuen StartUps spielen eine Mischung als mehreren Punkten eine Rolle. Grundsätzlich empfehlen wir den Fokus auf vier entscheidende Themen.

 

  1. The trend is you friend: Fokussieren Sie sich auf die disruptiven Trends, denn sie bestimmen die ökonomischen Entwicklungen weltweit. Ab wann ist ein Trend ein Trend?

 

In der Soziologie gibt es hier verschieden Definitionen. Grundsätzlich geht es um neue Auffassungen in der Gesellschaft, der Ökonomie sowie der Technologie. Im Innovationsumfeld betrachten wir im Bereich Gesellschaft die sich verändernden Kundenwünsche, welche meist eine Schnittmenge aus den sich verändernden Werten sowie einem konkreten Kunden-Bedarf ergeben. Ein aktuell sehr prominentes Beispiel ist das Thema Nachhaltigkeit.

 

In den letzten Jahren gab und gibt es auch weiterhin das sich stetig steigernde Bewusstsein für die ökologische Sicherung unserer Existenz.  Abgeleitet daraus ergeben sich die verändernden Kundenbedürfnisse – wie zum Beispiel nachhaltig produzierte Konsumgüter, nachhaltigere Mobilität oder grüne und nachhaltige Energie.

 

Um die Trends möglichst effizient und wirtschaftlich sinnvoll bedienen zu können, kommen hier noch sehr stark die neuen, technologischen Möglichkeiten zum Tragen. Im Falle der grünen Energien zum Beispiel Solarenergie oder – und damit beschäftigen wir uns bei 1886Ventures sehr intensiv – die Brennstoffzellen-Technologie.

 

Für uns ist ein Trend dann ein Trend, wenn vorhersehbar ist, dass dieser lang anhalten wird und wirtschaftlich sinnvoll genug ist, um sich damit zu beschäftigen.

 

 

 

  1. Team, Team, Team.

 

Die richtigen Leute sind ein elementarer Erfolgsfaktor, nicht nur in einem Start-up Umfeld.

StartUps sind kleine und dynamische Organisationen. Das bedeutet besondere Anforderungen an die Team-Mitglieder. Zusätzlich zum technischen und wirtschaftlichen Know-how, müssen sie sehr viel mehr Verantwortung übernehmen. Das gilt für ihr Fachgebiet sowie auch als Unternehmer. Und das bedarf einer speziellen Einstellung.

 

Wir haben bei Mercedes-Benz auch StartUps gegründet. Dabei haben wir schnell gelernt, dass es einen gravierenden Unterschied gibt zwischen einem Mercedes-Benz Manager, der für das StartUp verantwortlich war und einem echten StartUp Unternehmer.

 

Außerdem ist, gerade in den Anfangsjahren, eine Stabilität des Kernteams mit wenig Fluktuation wichtig. Um das zu erreichen ist es eine geschäftliche Notwendigkeit, dass das Gründerteam Anteile besitzt.

 

 

 

  1. Geschwindigkeit

 

In den letzten 150 Jahren der Industriegeschichte galt, die Großen jagen die Kleinen. Doch die Zukunft gehört den Schnellen, die die Langsamen überholen.

 

Beispiele dafür gibt es einige. Uber und Didi überrollen den Taximarkt weltweit.

 

Teslas Marktkapitalisierung ist größer als von Toyota, VW, Daimler GM, BMW, Ford, Ferrari und Honda kombiniert.

 

Wir müssen aber nicht immer nur auf die Schwergewichte schauen. Vor einigen Wochen ging die Übernahme des amerikanischen Bus-Traditionsunternehmens Greyhound durch das, vor wenigen Jahren gegründeten Münchner Start-ups Flixbus durch die Presse.

 

Größere Unternehmen haben oftmals Probleme damit die Geschwindigkeit von StartUp Wettbewerbern zu gehen. Das ist ein systemimmanentes Phänomen. Denn je größer eine Organisation wird, desto mehr Prozesse und Regelwerk ist notwendig. Auch hier haben wir unsere Erfahrung bei Mercedes-Benz gemacht. Ja, wir haben unternehmenseigene StartUp gegründet, mussten uns dann aber doch an die Einkaufs-, Legal- und HR-Prozesse halten. Damit waren wir nicht wettbewerbsfähig. Einer der Gründe, warum wir uns im Dezember 2020 neu aufgestellt haben.

 

 

 

  1. Behalte das „big picture“

 

Vor allem beim Tagesgeschäft sollte immer das Große und Ganze im Auge behalten werden. Für StartUps ist die Vision ein unerlässlicher Treiber für die Extra-Meile und den unbedingten Glauben an den Erfolg. Hier geht es um den Willen, die Zukunft aktiv mitzugestalten.

 

 

 

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Der THE GROW Podcast

 

In unserem THE GROW Podcast haben wir mit 1886Ventures Managing Partner Susanne Hahn über Innovation und den Mut zu Neuem gesprochen. Unbedingt reinhören: THE GROW mit Podcast Susanne Hahn von 1886Ventures

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